Im Hintergrund läuft “Quimey Neuquén (Chancha Via Circuito remix)” von José Larralde und die Sonne verschwindet gerade hinter den gelben und leicht bläulichen Wolken. Der Himmel ist leicht bedeckt, zieht ganz leicht zu. Die Bäume und Büsche in der Umgebung rauschen eher unruhig im Wind, unangenehm ist es aber nicht. Alles andere als das!
Genervt setze ich mich aufs Sofa. Morgen schon wieder ein Tag auf Arbeit, wo einen die Kunden schätzen, man gerne Zeit verbringt, für den Arbeitgeber man aber alles falsch macht. Einer muss ja der Sündenbock sein. Nur noch wenige Monate und wir können los; alles Kündigen und mit unserm “Cordi” (Wohnmobil) auf Europa-Reise. So waren es viele Abende, an denen ich heim kam, der Hunger quälte mich bereits, ich aber keine Kraft und keine Lust mehr hatte um noch was richtiges zu kochen.
Nun kann ich sagen, es hat sich gelohnt, all die Nerven zu opfern, all die Energie in flüchtige Arbeit zu stecken denn jetzt sitze ich hier neben einem Lindenbaum am einem Kanal westlich von Gent in Belgien und muss nichts mehr. Wir haben es so weit geschafft, dass wir unser Haus auf Rädern neben uns stehen haben und das Leben geniessen dürfen.
Seit Tagen will ich schon schreiben; wir sind jetzt 16 Tage unterwegs, ohne Wohnung und es waren schon so viele Momente, an denen ich andere gerne Teil an unserem Leben haben lassen wollte. Es kostet aber etwas Energie, um sich hinzusetzen und zu schreiben zumal wir schon so viel Energie in unsern YouTube-Kanal stecken. Ich brauche etwa 13 Stunden für ein YouTube Video, doch das wird mit der Zeit bestimmt schneller werden.
Der Himmel ist inzwischen wie ein Aquarell-Bild verschwommen. Gelblich, gräulich, weiss und zwischendrin bläulich und ganz kleine Fetzen richtig blau. Es ist wirklich toll, wenn man sich seinen Traum verwirklichen kann. Niemand sagt, dass es einfach war! Manchmal war es sehr schwer weil es aussichtslos schien. Schlussendlich haben wir uns aber doch durchgebissen und auf unser Ziel hingearbeitet und jetzt können wir es erleben. Es hat lange gedauert aber irgendwann ist es so weit.
Täglich zur arbeit zu gehen, um die Miete bezahlen zu können, das zu teure Auto bezahlen zu können, Essen holen gehen, Bier trinken, Netflix oder YouTube schauen; was soll man sonst machen… Das war für mich nicht lebenswert. Ich will selber entscheiden können, was ich mit meiner Zeit anfange und wofür ich sie hergebe. Das war der Startpunkt für unser Abendteuer. “Neues Leben” klingt so übertrieben; wir machen nur noch das, was wir wirklich wollen, wohinter wir stehen. Und mit etwas vorbereitung und gespartem klappt das auch. Ich kann zwar nicht für andere sprechen aber wir haben unser Ziel verwirklicht und ich kann jedem Raten, versuche es auch. Denn sobald man ein Ziel hat, kann man auch darauf hin arbeiten.
Inzwischen läuft “Glimpses” von Alex Ebert und hiermit schliesse ich diesen post auch ab.
Morgen geht es Richtung Fähre…